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Warum der Wunsch abzunehmen bei Binge-Eating oft alles nur schlimmer macht-und was wircklich hilft

Viele Menschen mit Binge-Eating haben einen starken Wunsch, abzunehmen.

Sie wachen morgens mit dem festen Vorsatz auf, endlich Kontrolle zu haben – und enden am Abend doch wieder im Essanfall.

Der Wunsch ist verständlich – schliesslich entsteht durch wiederkehrende Essanfälle häufig ein Gefühl des Kontrollverlusts, verbunden mit Scham, Frust und Gewichtszunahme.

Doch was viele nicht wissen:

Der Versuch, das Gewicht zu kontrollieren, führt oft zu noch mehr Essanfällen.


1. Der Teufelskreis aus Kontrolle und Kontrollverlust


Nach einer Essattacke folgt häufig der Gedanke: „Morgen esse ich weniger.“

Die Person beschliesst, „endlich diszipliniert“ zu sein – mit Kalorienrestriktion, Verboten und festen Regeln.

Kurzzeitig scheint das zu funktionieren.

Doch irgendwann kommt der Rückfall:

ein Stressmoment, eine emotionale Leere, oder einfach nur Hunger nach der Diät.

Und dann beginnt alles von vorn.

Dieser Kreislauf – Verzicht → Druck → Essanfall → Schuld → neuer Verzicht – ist typisch für Binge-Eating. Und er wird durch Diäten immer weiter befeuert.


2. Warum Abnehmen kein psychologisches Problem löst


Binge-Eating ist keine Frage von Willenskraft.

Es geht nicht darum, „mehr Disziplin“ zu entwickeln, sondern zu verstehen, warum das Essen überhaupt diese Funktion übernommen hat.

Viele Betroffene essen nicht, weil sie körperlich hungrig sind, sondern weil sie:

unangenehme Gefühle dämpfen,

sich nach Trost, Halt oder Sicherheit sehnen,

mit innerer Anspannung oder Leere umgehen wollen.

Essen wird damit zu einer bewältigungsorientierten Strategie – und solange der emotionale Auslöser bleibt, kehrt auch das Essverhalten zurück.


3. Bevor du abnehmen kannst, musst du verstehen, warum du isst


Der Fokus auf das Gewicht verschiebt die Aufmerksamkeit weg vom eigentlichen Thema: dem inneren Erleben.

Wer verstehen will, warum Essanfälle entstehen, braucht keine Ernährungspläne – sondern ehrliche Innenschau:

Wann esse ich, obwohl ich keinen Hunger habe?

Welche Gefühle vermeide ich?

Was fehlt mir, wenn ich nicht esse?

Diese Fragen öffnen den Weg zu einer echten Veränderung – nicht über Kontrolle, sondern über Bewusstsein.


4. Was kurzfristig hilft – und langfristig schadet


Kaloriendefizit, Disziplin und strikte Regeln helfen kurzfristig, das Gefühl von Kontrolle wiederzugewinnen.

Langfristig aber führen sie zu:

körperlicher Unterversorgung,

Heisshunger,

Schuldgefühlen und

erneuter Gewichtszunahme.

So bleibt der Kreislauf bestehen – und das Selbstwertgefühl sinkt mit jedem neuen Versuch ein Stück tiefer.


5. Der Ausweg: erst verstehen, dann verändern

Wahre Veränderung beginnt im Inneren


Erst wenn du erkennst, welche Funktion das Essen für dich erfüllt, kannst du diese Rolle schrittweise durch etwas anderes ersetzen – durch Selbstmitgefühl, klare Grenzen, emotionale Regulation.

Dann verliert Essen seine Macht.

Und erst danach kann ein stabiles Körpergewicht überhaupt Thema werden – als Folge, nicht als Ziel.

Fazit

Binge-Eating lässt sich nicht durch Diäten lösen.

Der Weg führt nicht über Kontrolle, sondern über Verständnis – für dich selbst, deine Geschichte und deine Bedürfnisse.

Erst verstehen, dann verändern.

Und erst dann über Abnehmen nachdenken.

 
 
 

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